Die Pflanzenwelt des Riesengebirges
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Die Pflanzenwelt des Riesengebirges

Die Pflanzenwelt des Riesengebirges ist ausgesprochen vielfältig und dies dank seines geologischen Untergrunds, seiner Gliederung und komplizierten Entwicklungsgeschichte in der Nacheiszeit. Besondere Aufmerksamkeit verdienen hierbei so genannte Glazialrelikte (also Pflanzenarten, die aus der Eiszeit stammen) wie zum Beispiel die Moltebeere, das Läusekraut oder endemitische Arten – also Arten, die sich auf einem ganz bestimmten und eingeschränkten Gebiet entwickelt und verbreitet haben und nirgend anderswo vorkommen – die Sudeten-Zwergmispel und die Böhmische Glockenblume.

 

Vegetationsstufen

Krummholzstufe – Subalpine Stufe, über 1200 M ü. d. M.

Hier blieb eines der wertvollsten Ökosysteme mit seltenen Pflanzengesellschaften und einzelnen Pflanzen bewahrt. Diese Stufe besteht aus Beständen der Krummholzkiefer (auch Legföhre oder Latsche genannt) und dem offenen Milieu von Quellgebieten und Hochmooren, hier breitet sich die Welt der Kare und steileren Karoide mit ihren berühmten „Gärtchen“ aus (Krakonošova zahrádka – Rübezahls Gärtchen) aus. Das raue Klima, die niedrigen Temperaturen und das fortwährende Tauen und Gefrieren der Bodenoberfläche sind die Ursachen für das Entstehen der sog. Riesengebirgstundra. Sie wird von verschiedenen Grasarten beherrscht – Borst- und Riedgras und Wolliges Reitgras, ähnlich wie im hohen Norden gedeihen auch hier Heidel-, Preisel- und Rauschbeere oder Polei-Gränke. Die Moltebeere hingegen ist ein ausgesprochenes Eiszeitrelikt. Im September erblühen die blauvioletten Blüten des Schwalbenwurz-Enzian.

Mittelgebirgsstufe – Submontane Stufe, bis 800 M ü. d. M.

Natürlicher Wald, überwiegend Fichtenmonokulturen, seltener auch Mischwälder, in denen Waldbuchen, Bergahorne, Eschen und Erlen überwiegen. Die Krautschicht bilden vor allem Bären-Lauch, Weiße Zahnwurz, Vierblättrige Einbeere, Buschwindröschen oder Türkenbund. Auf mineralisch ärmeren Böden wechseln sich Gesellschaften von blütenreichen Buchenwäldern mit azidophilen Buchenwäldern ab – z.B der sog. „Urwald“ bzw. Dvorský les“ auf dem Rehorngebirge (Rýchory).

Gebirgsstufe – Montane Stufe, bis 1200 M ü. d. M.

Hier gedeihen vor allem Fichtenwälder, früher überwogen Bergfichten, die im Idealfall bis zur Höhenlinie von 1200 m wachsen. Die Krautschicht der ursprünglichen Gebirgsfichtenwälder bilden Heidelbeere, Gemeiner Alpenlattich, Europäischer Siebenstern oder auch Draht- bzw. Schlängelschmiele. Aber auch Moose, Flechten und Pilze sind reichlich vertreten. An feuchteren Standorten gedeihen Alpenmilchlattich, Großblättriger Grauer Alpendost, Roter Hasenlattich, gelbblütiges Hain-Greiskraut oder die stattlichen Pflanzen des Gemeinen Wurmfarns. Die mutigsten Bäume, die auch vor den rauen Höhenlagen nicht zurückschrecken, sehen dementsprechend aus – die sind von Stürmen zerzaust, von der häufigen Einwirkung von Eis- und Schneekristallen regelrecht abgeschliffen und ihre Äste sind einseitig orientiert (sog. Fahnenformen von Bäumen), auch ihr Wachstumskegel ist zerstört, stattdessen ragen sekundäre „Bajonette“ – ursprüngliche Seitenzweige zum Himmel auf. Waldlose Enklaven gehören zu den bemerkenswertesten botanischen Orten. Hier strahlen die gelben Blüten des Sudeten-Veilchens und der Heilpflanze Arnika, die gelbroten Blüten des Schlangenknöterich, die blauen Glöckchen der Böhmischen Glockenblume sowie die Blüten endemitischer Habichtskrautarten.

Alpine Stufe – Hochgebirgsstufe, über 1500 M ü. d. M.

Lediglich fünf Riesengebirgsriesen können sich einer echten Hochgebirgsstufe mit sehr kargen Pflanzengesellschaften rühmen. Die Vegetationszeit dauert hier nur drei Monate im Jahr. Typische „Pionierpflanzen“ sind hier die Dreispaltige Binse und Ähren-Hainbinse, verschiedene Habichtskrautarten, Gänseblumen-Ehrenpreis und Brockenanemone.